Therapiemöglichkeiten
Die Therapiemöglichkeiten des Prostatakarzinoms, welches in Deutschland inzwischen die häufigste Krebsform des Mannes ist, sind in den letzten Jahren entscheidend erweitert worden. Insbesondere in der Strahlentherapie vollzog sich eine wesentliche Entwicklung. Patienten mit Prostatakarzinom im Frühstadium steht neben der externen Strahlentherapie und der radikalen Prostatektomie(totale Operation) der sog. Brachytherapie eine neue Form der Behandlung zur Verfügung.
Diese hat in den USA in den letzten 10 Jahren eine zunehmend breite Anwendung erfahren und sich neben der externen Strahlentherapie und der radikalen Prostatektomie als Standardverfahren etabliert (Erwartung 2002: Radikale Prostatektomie 33%, externe Strahlentherapie 31%, Brachytherapie 36% Martinez et al. 2001). Der Zahl der Behandlungen mittels Brachytherapie ist in den USA von 2000 (1996) auf 44 000 (2002) jährliche Behandlungen angestiegen. Für den Patienten begründet sich die Attraktivität der Methode im minimal-invasiven Charakter der Therapie und der geringen Komplikationsrate (Inkontintnz: <1-2%; erektile Dysfunktion 15-30%).
Zu den alternativen Behandlungsverfahren des lokalisierten Prostatakarzinoms sei folgendes ausgeführt:
Radikale Prostatovesikulektomie
Die totale Entfernung der Prostata und der Samenblase ist ein großer tumor-chirurgischer Eingriff. Selbst in angesehenen Referenzkliniken (John-Hopkins-Hospital Baltimore, Memorial Stone Catering Cancer Center New York) führt die radikale Prostatektomie in 30% zu einer Inkontinenzproblematik mit nachfolgendem Behandlungsbedarf und in bis zu 80% der operierten Patienten zu einer postoperativen Impotenz. In der Hand weniger erfahrener Operateure werden die Inkontinenzraten bis zu 60%, eine Impotenzrate bis zu 100% beschrieben. Die 5-Jahre Überlebensrate beträgt bei dieser Therapieform 76% bis 83% (Ohori 1994, Partin 1993, Zinke 1994). Die 10-Jahres Überlebensraten liegen zwischen 54% und 73% (Ohori 1994, Partin 1993, Zinke 1994).
Externe Bestrahlung
Die externe 3-D-konformale Bestrahlung der Prostata ist eine alternative Behandlungsmöglichkeit zur radikalen Prostataentfernung und in den meisten Fällen gleichbedeuten indiziert, wenn ein Prostatakarzinom vorliegt. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt bei dieser Behandlungsstrategie allerdings nur 20 bis 60% (Hengst 1988, Kuban 1995, Stamey 1993, Zagas 1994). Die 10-Jahres-Überlebensraten liegen zwischen 20 und 38% (Hencock 1995, Kuban 1995, Rosenzweig 1995, Schellhammer 1993).
Interstitielle Brachytherapie
Mit permanentem 125 Jod- oder 89 Palladium-Strahler: Hierbei handelt es sich um eine kurative (heilende) Form der Strahlentherapie zur Behandlung des lokal begrenzten Prostatakarzinoms. Bei diesem Verfahren wird unter Ultraschallkontrolle vom Damm aus radioaktives 125 Jod oder 89 Palladium dauerhaft in die Prostata eingebracht. Durch Anwendung moderner hochauflösender Ultraschallsysteme in Kombination mit leistungsfähigen Planungsprogrammen ist es heute möglich, nach vorheriger Dosis-Leistungs-Berechnung die Isotope millimetergenau in die Prostata zu platzieren. Hierdurch wird zum einen eine sehr homogene Dosisverteilung erreicht und andererseits die Belastung für die umliegenden Gewebe im Vergleich zur alleinigen externen Radiatio drastisch reduziert. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt 87% (Radke 1997), die 10-Jahres-Überlebensrate wird mit 60 bis 66% angegeben (wiederum Radke 1998).
Komplette Androgenblockade
Dies ist grundsätzlich nur eine Therapie mit palliativer Zielsetzung, die also keine Heilung intendiert. Es handelt sich bei der Androgenblockade um eine vorübergehende oder dauerhafte Unterdrückung des Testosterons. In der Literatur wird die Wirkdauer dieser Therapie lediglich mit 4 bis 6 Jahren angegeben.